Zuchtberatung

Novize

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra"3/98

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Frage:

1994 erwarben wir die Kätzin der Rasse Heilige Bilma seal-point. Es handelt sich um ein Liebhabertier ohne Papiere, was mir egal war, denn ich hatte keine Absicht, zu züchten.

Neva1.jpg (25059 Byte) Foto: Neva Masquarade seal-point

Ende 1995 wurde ich wieder berufstätig, d.h. unsere Katze war ca. den halben Tag alleine. Zu lang meinte ich, also kam eine zweite Katze ins Haus. Da ich gelesen hatte, daß sich zwei fremde Katzen u. U. nicht vertragen, entschlossen wir uns zu einem eigenen Wurf, wobei von vornherein klar war, dass wir alle Kätzchen behalten (wir haben eine große Wohnung). Wir fanden einen Deckkater, blue-point.

Im März 1996 kamen unser drei Jungen zur Welt, zwei Mädchen je 80 g, eindeutig seal-point, sowie ein Kater 150g., undefinierbar, da schneeweiß. Im November 1996 haben wir unsere zwei Mädchen und die Mutterkatze kastrieren lassen, da unser Kater bereits Interesse zeigte. Die Kastration des Katers wurde verschoben, weil er zu diesem Zeitpunkt noch zu jung war. Mittlerweile ist er immer noch nicht kastriert, da er einfach nicht spritzt. Andererseits entwickelte er sich zu einem Prachtexemplar, und ich dachte, dass ein so schönes Tier eigentlich Papiere haben sollte und auch Nachwuchs.

ArischaB1.jpg (30675 Byte) Foto: Wurf Neva Masquarade

Ich begann nach seinen Vorfahren zu forschen. Es ergab sich die Schwierigkeit, dass ich dazu ins Ausland hätte fahren müssen. In Ihrer Zeitung habe ich gelesen, dass es auch möglich ist, eine Katze begutachten zu lassen.

Ganz in unserer Nähe war eine große Katzenausstellung. Wir gingen ohne Kater hin und fragten das Komitee, ob es machbar ist. Es war o.k. und wir holten unseren Kater, der in einem Vorraum (wir waren ja nicht angemeldet) bewertet wurde. Er bekam die Note "vorzüglich" (Klasse Anerkennung). auch habe ich jetzt über einen Katzenzuchtverein einen Stammbaum. Meine Frage ist: ist das jetzt ein "normaler" Kater? Um ins offizielle Deckkaterverzeichnis zu kommen, braucht er, wie ich gelesen habe, mindestens eine Ausstellung ( mit vorzüglich). Kann ich ihn anmelden in der offenen Klasse über 10 Monate, männlich, unkastriert? Ich bin total verunsichert und möchte mich auf einer Ausstellung sicher nicht blamieren.

Zu unserem Kater: er ist 14 Monate, fast 6 kg (nicht dick, dafür sehr groß), schneeweiß, bis auf die Abzeichen, mit Sporen (scheint wichtig zu sein), mit exzellenter Körperfarbe und besten Sealpoints, Augen bestens in Farbe und Form, auch der Rest ist super (lt. Gutachten).

Bitte helfen Sie einem absoluten Laien aus diesem "Dickicht "heraus.

Antwort

Ihr Kater stammt aus einer Verpaarung einer Liebhaberkätzin ohne Papiere mit einem Kater, den Sie leider nicht näher beschrieben haben. Liebhabertiere werden von Züchtern extra als solche bezeichnet, weil sie sie als nicht geeignet für die Zucht halten. Sei es, daß sie dem Standart nicht entsprechen oder zu zart sind, evtl. haben sie auch noch andere versteckte Mängel. Mit einem solchen Tier sollte also nicht gezüchtet werden. Sie haben trotzdem "einen Wurf gemacht", wie es leider viele aus Unwissenheit tun. Der Wurf war sehr unregelmäßig, wie schon das Geburtsgewicht zeigt. Der Kater aus diesem Wurf ist also eine absolute genetische "Wundertüte". Wird er die Mängel vererben, die seine Mutter zu einem Liebhabertier machten? Sie können es nicht wissen! Für die Zucht ist er also nicht geeignet, denn auch über die anderen Vorfahren wissen wir nichts. Evtl. ist er auch kein reinrassiger Birmakater und nur solche sind zur Zucht zugelassen, d. h. das Zuchtbuch ist geschlossen, Novizen unbekannter Herkunft sind in fast allen Vereinen von der Zucht ausgeschlossen.

Julie1jpg.jpg (45409 Byte) Foto: Neva Masquarade seal-tabby-point

Etwas anderes ist es, wenn Sie Ihren Kater ausstellen wollen. Hier lassen fast alle Vereine Novizen zu, allerdings nur als Kastraten. Wenn er im Phänotyp ein schöner Birmakater ist, so ist dagegen auch nichts einzuwenden. Züchten sollten sie mit diesem Tier allerdings nicht, auch wenn sie einen Verein finden, der das mitmacht. Zucht bedeutet mehr als mit einem Tier "Würfe zu machen". Besonders die Kenntnis der Vorfahren versetzt einen Züchter in die Lage den Wert eines Tieres für die Zucht zu beurteilen. Mit genetischen "Wundertüten" kann man keine ernsthafte Zucht betreiben, auch wenn das Tier äußerlich noch so schön ist.