Seltene Rassen:

Ojos Azules

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra"4/05

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Foto: Ojos Azules red spotted tabby

So blau soll die Augenfarbe sein

Foto: Ojos Azules creme mackerel tabby

Augenfarbe noch zu türkis

Blaue Katzenaugen faszinieren, kein Wunder, dass viele Rassen mit blauen Augen gezüchtet werden. Blauäugigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Noch weitgehend unerforscht und nur wenigen bekannt ist die blauäugige Rasse Ojos Azules.

Wenn kleine Katzenkinder mit ca. 10 Tagen die Augen öffnen, so scheinen sie alle blaue Augen zu haben. Schon nach wenigen Wochen ist diese milchig-bläuliche Färbung verschwunden und die Katze zeigt gelb/goldene, grüne oder braune Augen, die ihre endgültige Intensität manchmal erst nach 2 Jahren voll ausgebildet haben.

Die bekannteste Rasse, die blaue Augen ausfärbt, ist die Siamkatze. Hier bewirkt das Gen „cs“ eine typische Fellfärbung, die sogenannte Maske, und blaue Augen. Viele Rassen haben ebenfalls durch dieses Gen blaue Augen, z. B. die Heilige Birma, Perser Colourpoint, Ragdoll, Neva Masquarade und andere. Dieses Gen ist schon Jahrhunderte in der Katzenzucht bekannt und beliebt.

Oft findet man auch Blauäugigkeit bei weißen Katzen. Hier ist das Gen „W“ der Verursacher. Es verhindert die Einlagerung von Pigment in den Haaren und oft auch in den Augen. Sie erscheinen dann blau, manchmal ist auch nur ein Auge betroffen und das andere ist gelb/gold, grün oder braun.

Das Gen „S“ verursacht eine weiße Scheckung im Katzenfell, selten sind damit auch ein oder zwei blaue Augen verbunden. Diese Katzen haben häufig einen hohen Anteil weiß und/oder das Fell um die Augen ist weiß.

Bei der Ojos Azules verursacht ein bisher nicht bekanntes dominantes Gen die blaue Färbung von einem oder beiden Augen, verbunden mit einer weißen Schwanzspitze und manchmal auch weißen Flecken an den Füßen. Bei Schildpattfärbung ist die Farbverteilung manchmal ungewöhnlich. Bisher trat weder Schieläugigkeit noch Taubheit auf.

Geschichte

„Ojos Azules“ kommt aus dem spanischen und bedeutet „blaue Augen“. 1984 wurde die erste Katze dieser neuen Rasse in New Mexiko entdeckt. Es war eine Schildpattkatze mit dem Namen Cornflower. Es wird vermutet, dass ihre leuchtend blauen Augen auf spontane Mutation zurück gehen. In den folgenden Jahren wurden auch in anderen Ländern Ojos Azules entdeckt. Da Mutationen, die blaue Augen verursachen, auch bei anderen Säugetieren häufig vorkommen, ist es nicht verwunderlich, dass diese Mutation in unterschiedlichen Erdteilen unabhängig von einander auftritt.

Zucht

Die Zucht in den USA ergab, dass das Gen für Blauäugigkeit dominant ist, denn alle Nachkommen haben die gleiche auffällige Augenfarbe. Outcross mit Hauskatzen ist noch einige Jahre unumgänglich. Die Zucht war zuerst sehr schwierig, es wurde zu Beginn sogar ein Letalfaktor bei Reinerbigkeit vermutet. Inzwischen hat sich die Zucht aber stabilisiert, es wurde bei der TICA ein vorläufiger Standard eingerichtet. Trotzdem ist diese Rasse noch extrem selten. Die Zukunft wird zeigen, ob es einer weiteren blauäugigen Rasse gelingt, sich zu etablieren.

Erscheinungsbild

Die Ojos Azules ist eine Katze mit leuchtend blauen Augen. Die Augenfarbe ist sogar noch intensiver als bei der Siamkatze. Sie kann leicht ins gräuliche spielen, darf aber niemals türkis oder lavendel sein. Auch zwei unterschiedlich gefärbte Augen sind erlaubt, solange eines charakteristisch blau gefärbt ist. Charakteristisch ist auch die weiße Schwanzspitze, die immer vorhanden sein muss. Es gibt eine kurzhaarige und eine Langhaar-Variante, die sich durch ausgewogene Proportionen auszeichnen. Extreme in jede Richtung sind bei dieser Rasse ein Fehler. Nur die Augen sollen auffällig groß, aber auf keinen Fall hervorquellend sein bei dieser ansonsten in jeder Beziehung moderaten Rasse. Eine Ojos Azules soll spontan als „hübsche anmutige Katze“ bezeichnet werden können. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist nur gering ausgeprägt in Größe und Muskulatur.

Die Ojos Azules wird in allen Farben gezüchtet, sogar Point-Färbung ist erlaubt, da die weiße Schwanzspitze verrät, dass hier die blauen Augen durch das besondere Gen der Ojos Azules und nicht durch das Gen cs verursacht werden. Ebenso sind gescheckte Katzen nur mit weißer Schwanzspitze zugelassen. Points und Scheckung sollen aber die Ausnahme bleiben, bevorzugt werden Katzen, bei denen keine anderen Gene vorhanden sind, die auch in anderen Rassen blaue Augen verursachen. So will man Verwechslungen vorbeugen. Ganz weiße Katzen können durchaus auch Ojos Azules sein, aber da man das nicht 100 % sicher sehen kann, wird die Weißzucht in dieser Rasse abgelehnt.

Charakter:

Gutmütig, sanft und anspruchslos, wird diese pflegeleicht Rasse beschrieben. Sie ist intelligent, aufmerksam, lebhaft und neugierig. Sie fordert ihren Menschen zu Spielen auf, ohne dabei aufdringlich zu werden. Als Familienkatze ist sie gut geeignet, da sie sich auch mit anderen Haustieren gut verträgt.

Tica Standard Ojos Azules

Die Ojos Azules ist eine moderate Kurzhaarrassse (OA). Die Ojos Azules Longhair (OJ) hat mittellanges, nicht zu dichtes, seidiges Haar.

Kopf

Form

Der Kopf der Ojos Azules zeigt ein Dreieck von den Außenseiten der Ohren zur Spitze der Schnauze, unterbrochen durch die etwas vorstehenden Wangenknochen. Der Kopf soll in Proportion zum Körper stehen und anmutig auf einem gewölbten Hals getragen werden.

 

Ohren

Die Ohren sind mittelgroß mit leicht gerundeten Spitzen und ziemlich hoch angesetzt. Der Abstand der Ohren ist etwas geringer als ihre Breite am Ansatz.

 

Augen

Die Augen sollen das Gesicht dominieren. Sie sind von runder Mandelform und so groß wie möglich, aber nicht vorstehend. Sie sind etwas mehr als eine Augenbreite voneinander entfernt. Die Augenfarbe soll ein klares blau oder blaugrau sein, nicht türkis oder lavendel. Bei Odd-Eyes (zwei verschiedenfarbige Augen) darf das zweite Auge gold, kupfer oder grün sein. Eine tiefe Augenfarbe wird bevorzugt.

 

Kinn

Das Kinn ist weder fliehend noch vorstehend und soll die Unterseite der quadratischen Schnauze gut ausfüllen

 

Schnauze

Quadratisch

 

Profile

Das Profil zeigt einen sanft gerundeten Schädel und einen leichten Stop

Körper

allgemein

Die Ojos Azules ist eine mittelgroße Katze mit mittelschweren bis feinem Knochenbau und von gemäßigtem Typ, weder untersetzt noch übermäßig schlank oder orientalisch wirkend. Kater sollen nicht wesentlich kräftiger bzw. Katzen nicht wesentlich zierlicher wirken. Bei beiden Geschlechtern soll einem der Ausdruck "hübsch" in den Sinn kommen.
Der Körper ist gut proportioniert. Die Schulterhöhe ist gleich der Körperlänge. Der Querschnitt des Körpers soll oval sein.
Die Katze sollte geschmeidig und würdevoll anstatt leistungsfähig oder empfindlich aussehen.

 

Beine

Die Hinterbeine sind mäßig gewinkelt und etwas länger als die Vorderbeine, so dass die Rückenlinie von den Schultern aus leicht zum Schwanz hin ansteigt

 

Pfoten

Klein, bis mittel passend zum Knochenbau und zur gemäßigten Muskulatur

 

Schwanz

Der Schwanz verschmälert sich zur Spitze und ist in seiner mittleren Länge proportional zum Körper.

Fell

Länge/Textur

Kurzhaar (OA)

Das mäßig kurze Haar ist weich, fein und seidig. Alle Haararten sind vorhanden. Die Unterwolle ist nicht übermäßig entwickelt.

 

Länge/Textur

Langhaar (OJ)

Das Fell ist mittellang mit mäßiger Dichte und seidiger Textur. Ein Halskragen kann vorkommen, ist aber nicht erforderlich. Der Schwanz ist buschig.

 

Farbe

Alle Farben sind erlaubt. Es werden diejenigen bevorzugt, bei denen man blaue Augen nicht erwarten würde. Gescheckte Katzen müssen eine charakteristische weiße Schwanzspitze aufweisen, um sicher zu stellen, dass die blauen Augen durch das Ojos-Azules-Gen und nicht durch das Scheckungsgen hervorgerufen werden. Weiße Katzen sind nicht erwünscht, da es unmöglich ist, Ojos Azules von normalen blauäuigen weißen Katzen zu unterscheiden.
Verbunden mit dem Ojos Azules-Gen sind bestimmte weiße Abzeichen an der Schwanzspitze, Gesicht, Schnauze und Zehen. Dabei werden kleinere Weißanteile bevorzugt. Sie dürfen nicht die Beine hinaufreichen oder als eindeutige Medaillons an Brust, Bauch oder Hinterleib erscheinen. Die Farbbezeichnung lautet „ohne weiß“.

Schildpatt Ojos haben häufig größere farbige Flecken auf dem Kopf und dem Hals, als auf dem Körper. Dieses liegt an der Tätigkeit des Ojos Gens und gilt nicht als eine Störung.

 

KOPF                                    35 Punkte

Form                                       5

Ohren                                     5

Augen                                     10

Kinn und Schnauze                5

Nase und Profil                5

Hals                                        5

 

KÖRPER                               30 Punkte

Körper                                    10

Beine/Pfoten                           10

Schwanz                 5

Knochen/Muskulatur            5

 

FELL/FARBE/TEXTUR 25 Punkte

Fellstruktur                            10

Farbe/Muster                         15

 

ANDERES                             10 Punkte

Gesamteindruck                5

Kondition                               5